Bericht
Cyclevision in Lelystad / NL am 31.05./01.06.03
Eigentlich stand die Cyclevision dieses Jahr schon fest auf meiner Liste, allerdings mußte ich bei einem zufälligen Besuch der Internetseite feststellen, daß die Sache dieses Jahr einen Monat früher steigt als letztes Jahr zur EM und zudem der Anmeldeschluß beinahe schon verstrichen war. Auf den letzten Drücker gelang es mir denn doch noch, meine Teilnahme zu sichern. Dieses Jahr ging ich allerdings mit völlig anderen Voraussetzungen an den Start: Einerseits hatte ich das Rad bereits ausgiebig erprobt und optimiert, andererseits aber hatte ich dieses Jahr verdammt wenig Zeit zum Trainieren. Während ich zumindest auf dem Rennrad so einige km absolviert hatte, so konnte ich mit Liegerad lediglich etwa 150 km vorweisen! Grund war mein neuer Job als Versuchsingenieur / Aerodynamik bei BMW, den ich nun seit Januar mit soviel Engagement wie möglich ausübe.
Nun hier aber mein Rennbericht:
Da entgegen letztem Jahr statt 200m-Sprint ein 400m-Sprint, und zwar diesmal mit stehendem Start und gleichzeitig zu dritt stattfand, verzichtete ich hier auf einen Start und konzentrierte mich gleich auf den 3h-Wettbewerb am Nachmittag. Der LeMans-Start sollte diesmal besser klappen als letztes Jahr, daher fuhr ich ohne Funk und montierte den Camelbak schon vorher fest. Doch wie so oft in der Hitze des Gefechts ging etwas schief: Bereits nach ( für mich ) Rekordzeit komplett in der Verkleidung und fertig zum Start rutschte plötzlich die Kette durch... Ich ließ von meinen treuen Helfern noch einmal öffnen und versuchte durch vorsichtiges Treten im kleinsten Gang doch noch ein Greifen der Kette zu bewirken, jedoch mit wenig Hoffnung. In Gedanken bereits beim Wiederaussteigen tat mir die Kette doch noch den Gefallen, ich konnte wieder die Tür schließen ( lassen ) und nun ( mal wieder als einer der letzten ) die Fahrt beginnen. Nach einigen Runden setzte ich mich erstmal an die Spitze, jedoch kam bereits nach kurzer Zeit Serguei mit seiner Kuban Sun vorbeigerauscht, die diesmal perfekter denn je aussah.
Serguei Dachevski mit Kuban Sun
Auch eine White Hawk mit Axel Fehlau zischte an mir vorbei, reihte sich dann allerdings hinter Serguei auf Rang 2 ein. Mit ein wenig Sicherheitsabstand ( bei Serguei weiß man nie... ) verfolgte ich erst einmal das Treiben an der Spitze, jedoch wurde schon nach deutlich unter einer Stunde das Tempo signifikant gesenkt, sodaß ich dann kurzerhand die beiden Führenden überholte und mich ziemlich wunderte, daß mir trotz noch einigermaßen lockerer Fahrt keiner folgen konnte oder wollte. Leider verabschiedete sich bereits nach einer guten halben Stunde der Speichenmagnet für den Computer, und von da an wußte ich weder Geschwindigkeit noch Distanz oder Zeit und mußte mehr oder weniger blind den Hauptteil der Strecke in Angriff nehmen. Dies war aber vielleicht sogar meine Rettung, denn so konnte ich mich ganz auf mein Innerstes konzentrieren und hatte ( wahrscheinlich schon nach etwa 2 h ) Hoffnung, daß diese Tortour bald ein Ende nimmt. Durch die fehlende Vorbereitung per Liegerad bekam ich schon nach etwa einer Stunde starke Probleme mit der Nackenmuskulatur, ich konnte schlichtweg meinen Kopf nicht mehr halten. Zum Glück hatte ich dann noch eine Idee: Ich konnte mich mit ein wenig Verrenkung mit dem Sturzring an den seitlichen Versteifungsrippen des Monocoques abstützen, und plötzlich konnte ich wieder einigermaßen normal fahren..
Nachdem Serguei bereits überrundet war, zischte plötzlich wie aus dem Nichts noch einmal die blaue White Hawk (BlueHawk ?) von Axel vorbei. Zwischen Kopf und Verkleidung schwirrten schlagartig etliche Fragezeichen: Wieder Zweiter? Alles nur Taktik? Jedoch war die Hitze so groß, daß ich mir nicht vorstellen konnte, daß dieses Tempo durchgehalten werden kann ( ich sah ihn bereits eine Weile vorher mit geöffneter Haube am Streckenrand stehen ). Ich steigerte also nur leicht mein Tempo und ließ mich nicht allzusehr verunsichern. Nachdem ich schätzungsweise bereits ´ne knappe Stunde der Meinung war, das Rennen müsse sich doch nun dem Ende nähern, kam, was irgendwann kommen mußte: die letzte Runde wurde eingeläutet! Ein Traum, wenn einem so ziemlich alles weh tut! Ich beschleunigte noch einmal voll und genoß den Tempoüberschuß zu den Unverkleideten beim Überholen. Letztendlich wurden es dieses Jahr aber nur gut 160 km, also über 10 km weniger als letztes Jahr, was einerseits an der Hitze lag, andererseits aber auch auf weniger und zudem ungünstigeren Wind sowie am Ende fehlende Konkurrenz ( alle überrundet oder aufgegeben ) zurückzuführen war. Denn wie sich am Ende herausstellte, war Axel Fehlau nur nach einer halben Stunde Pause noch einmal eingestiegen und hatte ein paar wenige Runden quasi als Abschied gedreht.
Zweiter Tag:
Das Stundenrennen stand noch auf dem Programm. Da ich das für mich wichtigste 3h-Rennen am Vortag bereits gewonnen hatte ( letztes Jahr "nur" Zweiter knapp hinter Walter Berger ), gab es heute nicht all zu viel zu verlieren. Da ich mich durch mein weniges Training nicht wirklich gut vom 1. Rennen erholen konnte, war mein Hauptziel heute nochmal aufs Treppchen zu kommen, wenn möglich aber natürlich wie im letzten Jahr zu gewinnen. Allerdings hatte ich insbesondere einen nicht auf meiner Liste: Bram Moens mit seiner vollverkleideten schwarzen M5-Rakete.
Bram Moens
Der Start ging diesmal ziemlich chaotisch über die Bühne, denn Verkleidete und Unverkleidete starteten gleichzeitig ( letztes Jahr soweit ich mich erinnere leicht zeitversetzt ). Zuerst konnte ich mich noch an die Spitze setzen, doch bereits nach ein paar Runden kam Bram Moens vorbeigeflutscht, kurz darauf Edwin van Vogt in einer White Hawk. Beim Tempo von Bram sah ich erst gar keine Chance dranzubleiben. Bei der White Hawk hatte ich jedoch Hoffnung, daß auch an diesem Tag bei ähnlicher Hitze irgendwann Probleme auftreten werden. Ich sollte mich jedoch geirrt haben, die White Hawk entschwand meinem Sichtbereich und da ich von ihr auch nicht überrundet wurde und auch nichts im Rückspiegel erspähen konnte, wußte ich nur durch die Anzeigen meiner Helfer, daß sie sich noch etwa ne gute halbe Runde vor mir befinden mußte. Den viertplatzierten Serguei D. hatte ich die zweite Hälfte des Rennens in Sichtweite und konnte relativ sicher und gelassen meinem 3. Platz entgegen fahren.
Aus meiner Sicht ein beinahe optimales Rennwochenende: Einerseits das 3h-Rennen gewonnen ( letztes Jahr knapp 2. ) und auf der anderen Seite durch den dritten Platz mit deutlichem Rückstand den Ansporn, noch alles mögliche verbessern zu wollen...
Die schönen Fotos kommen übrigens von Jenne! Vielen Dank!
Und hier noch 3 gute Fotos von Andreas Seilinger :
MS2
MS2 vor BlueHawk
3h-Startaufstellung