Eigentlich stand die Cyclevision dieses Jahr schon fest auf meiner Liste,
allerdings mußte ich bei einem zufälligen Besuch der Internetseite
feststellen, daß die Sache dieses Jahr einen Monat früher steigt
als letztes Jahr zur EM und zudem der Anmeldeschluß beinahe schon
verstrichen war. Auf den letzten Drücker gelang es mir denn doch noch,
meine Teilnahme zu sichern. Dieses Jahr ging ich allerdings mit völlig anderen
Voraussetzungen an den Start: Einerseits hatte ich das Rad bereits ausgiebig
erprobt und optimiert, andererseits aber hatte ich dieses Jahr verdammt wenig Zeit
zum Trainieren. Während ich zumindest auf dem Rennrad so einige km absolviert
hatte, so konnte ich mit Liegerad lediglich etwa 150 km vorweisen! Grund war mein
neuer Job als Versuchsingenieur / Aerodynamik bei BMW, den ich nun seit Januar mit
soviel Engagement wie möglich ausübe.
Nun hier aber mein Rennbericht:
Da entgegen letztem Jahr statt 200m-Sprint ein 400m-Sprint, und zwar diesmal mit
stehendem Start und gleichzeitig zu dritt stattfand, verzichtete ich hier auf einen
Start und konzentrierte mich gleich auf den
3h-Wettbewerb
am Nachmittag. Der
LeMans-Start
sollte diesmal besser klappen als letztes Jahr, daher fuhr ich ohne Funk und montierte
den Camelbak schon vorher fest. Doch wie so oft in der Hitze des Gefechts ging
etwas schief: Bereits nach ( für mich ) Rekordzeit komplett in der Verkleidung
und fertig zum Start rutschte plötzlich die Kette durch... Ich ließ von
meinen treuen Helfern noch einmal öffnen und versuchte durch vorsichtiges
Treten im kleinsten Gang doch noch ein Greifen der Kette zu bewirken, jedoch mit
wenig Hoffnung. In Gedanken bereits beim Wiederaussteigen tat mir die Kette doch
noch den Gefallen, ich konnte wieder die Tür schließen ( lassen ) und nun
( mal wieder als einer der letzten ) die Fahrt beginnen. Nach einigen Runden setzte
ich mich erstmal an die Spitze, jedoch kam bereits nach kurzer Zeit Serguei mit seiner
Kuban Sun vorbeigerauscht, die diesmal perfekter denn je aussah.
Auch eine White Hawk mit Axel Fehlau zischte an mir vorbei, reihte sich dann
allerdings hinter Serguei auf Rang 2 ein. Mit ein wenig Sicherheitsabstand
( bei Serguei weiß man nie... ) verfolgte ich erst einmal das Treiben an der
Spitze, jedoch wurde schon nach deutlich unter einer Stunde das Tempo signifikant
gesenkt, sodaß ich dann kurzerhand die beiden Führenden überholte
und mich ziemlich wunderte, daß mir trotz noch einigermaßen lockerer
Fahrt keiner folgen konnte oder wollte. Leider verabschiedete sich bereits nach einer
guten halben Stunde der Speichenmagnet für den Computer, und von da an
wußte ich weder Geschwindigkeit noch Distanz oder Zeit und mußte mehr
oder weniger blind den Hauptteil der Strecke in Angriff nehmen. Dies war aber
vielleicht sogar meine Rettung, denn so konnte ich mich ganz auf mein Innerstes
konzentrieren und hatte ( wahrscheinlich schon nach etwa 2 h ) Hoffnung,
daß diese Tortour bald ein Ende nimmt. Durch die fehlende Vorbereitung per
Liegerad bekam ich schon nach etwa einer Stunde starke Probleme mit der
Nackenmuskulatur, ich konnte schlichtweg meinen Kopf nicht mehr halten.
Zum Glück hatte ich dann noch eine Idee: Ich konnte mich mit ein wenig
Verrenkung mit dem Sturzring an den seitlichen Versteifungsrippen des Monocoques
abstützen, und plötzlich konnte ich wieder einigermaßen normal
fahren..
Nachdem Serguei bereits überrundet war, zischte plötzlich wie aus dem
Nichts noch einmal die blaue White Hawk (BlueHawk ?) von Axel vorbei.
Zwischen Kopf und Verkleidung schwirrten schlagartig etliche Fragezeichen:
Wieder Zweiter? Alles nur Taktik? Jedoch war die Hitze so groß, daß ich
mir nicht vorstellen konnte, daß dieses Tempo durchgehalten werden kann
( ich sah ihn bereits eine Weile vorher mit geöffneter Haube am Streckenrand
stehen ). Ich steigerte also nur leicht mein Tempo und ließ mich nicht allzusehr
verunsichern. Nachdem ich schätzungsweise bereits ´ne knappe Stunde der
Meinung war, das Rennen müsse sich doch nun dem Ende nähern, kam,
was irgendwann kommen mußte: die letzte Runde wurde eingeläutet!
Ein Traum, wenn einem so ziemlich alles weh tut! Ich beschleunigte noch einmal voll
und genoß den Tempoüberschuß zu den Unverkleideten beim
Überholen. Letztendlich wurden es dieses Jahr aber nur gut 160 km, also
über 10 km weniger als letztes Jahr, was einerseits an der Hitze lag,
andererseits aber auch auf weniger und zudem ungünstigeren Wind sowie am
Ende fehlende Konkurrenz ( alle überrundet oder aufgegeben )
zurückzuführen war. Denn wie sich am Ende herausstellte, war
Axel Fehlau nur nach einer halben Stunde Pause noch einmal eingestiegen und hatte
ein paar wenige Runden quasi als Abschied gedreht.
Zweiter Tag:
Das
Stundenrennen
stand noch auf dem Programm. Da ich das für mich wichtigste 3h-Rennen am
Vortag bereits gewonnen hatte ( letztes Jahr "nur" Zweiter knapp hinter
Walter Berger ), gab es heute nicht all zu viel zu verlieren. Da ich mich durch mein
weniges Training nicht wirklich gut vom 1. Rennen erholen konnte, war mein Hauptziel
heute nochmal aufs Treppchen zu kommen, wenn möglich aber natürlich
wie im letzten Jahr zu gewinnen. Allerdings hatte ich insbesondere einen nicht auf
meiner Liste: Bram Moens mit seiner vollverkleideten schwarzen M5-Rakete.
Der Start ging diesmal ziemlich chaotisch über die Bühne, denn Verkleidete
und Unverkleidete starteten gleichzeitig ( letztes Jahr soweit ich mich erinnere
leicht zeitversetzt ). Zuerst konnte ich mich noch an die Spitze setzen, doch bereits
nach ein paar Runden kam Bram Moens vorbeigeflutscht, kurz darauf Edwin van Vogt
in einer White Hawk. Beim Tempo von Bram sah ich erst gar keine Chance dranzubleiben.
Bei der White Hawk hatte ich jedoch Hoffnung, daß auch an diesem Tag bei
ähnlicher Hitze irgendwann Probleme auftreten werden. Ich sollte mich jedoch
geirrt haben, die White Hawk entschwand meinem Sichtbereich und da ich von ihr
auch nicht überrundet wurde und auch nichts im Rückspiegel
erspähen konnte, wußte ich nur durch die Anzeigen meiner Helfer,
daß sie sich noch etwa ne gute halbe Runde vor mir befinden mußte.
Den viertplatzierten Serguei D. hatte ich die zweite Hälfte des Rennens in
Sichtweite und konnte relativ sicher und gelassen meinem 3. Platz entgegen fahren.
Aus meiner Sicht ein beinahe optimales Rennwochenende: Einerseits das 3h-Rennen
gewonnen ( letztes Jahr knapp 2. ) und auf der anderen Seite durch den dritten Platz
mit deutlichem Rückstand den Ansporn, noch alles mögliche verbessern zu
wollen...
Die schönen Fotos kommen übrigens von Jenne! Vielen Dank!
Und hier noch 3 gute Fotos von Andreas Seilinger :
MS2
MS2 vor BlueHawk
3h-Startaufstellung
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